Time of Flight

Time of Flight, Januar 2019, Studio 45 Künstlerhaus Wendenstrasse Hamburg, gemeinsam mit Helena Wittmann, auf Einladung von Angela Anzi, Fotograf: Martin Solondz (c)

„It‘s important that we meet, even if the shared action is sleeping“ (Maerea Orama Aleara, Oor Saloon Zürich)

Time of Flight

gemeinsam mit Helena Wittmann

„driften – in einem aktiven schlafzustand – stunden und minuten träumen – gute nacht geschichten flimmern hören – ganze nächte tageweise verschlafen – stehende wellen – self-care vibrationen – bilder für schlaflose freunde atmen lassen – wärme in horizontalen blickverhältnissen finden – liegend die welt vorbeiziehen – nichts erwarten – warten – teach yourself to fly“

Ein Filmabend ausgehend von den Filmen 21,3°C (Helena Wittmann, 16 min, 2014) und 39 seconds latency time (Katja Lell, 13 min, 2017).

Mit Soundfragmenten aus der Videoarbeit „What is it like to be a Jellyfish?“ von Riikka Tauriainen mit Sound von Emre Sargöl, sowie Octopoda des Residency Tape 3 von Nika Son (2019). Lesung eines kollektiv geschriebenen Texts mit Fragmenten aus Die Dinge von George Perec, Die Ringe des Saturns von G.W.Sebald, Jellyfish Science, Jellyfish Aesthetics: Posthuman Reconfigurations of the Sensible von Stacy Alaimos.

Eine Stimmung – zwischen Nacht und Tag, Wachsein und Schlafen. Der White Cube wurde zu einem weißen Bettenlager transformiert, mit gelb flimmernden Leuchten ausgestattet. Zwischen den Laken, Decken und Kissen lagen und saßen die Zuschauer*innen, ihre Beine, Hüften und Arme berührten sich. Während draußen Minusgrade, Regen und Wind die Körper zum Verkrampfen brachten, wurden sie hier langsam warm, weich und sanken in die textilen Oberflächen ein: 21,3°C.

Es wurde dunkel, das gelbe Flimmern der Lampen erlischt. Sie hören Stimmen. Eine Stimme, die bricht, zittert, stottert, stockt. Sätze, Fragmente. Über Farben. Über Sound und Dunkelheit, über Ahnbarkeiten. Die Alltäglichkeiten der Dinge (Die Dinge von George Perec). Von dort aus: eine imaginäre Reise. Von den Dingen im Raum, liegend in einem  Krankenbettzimmer, zu weiten Landschaften und entfernten Orten (Die Ringe des Saturn von W.G. Sebald). Der Körper und das Bett verschmelzem zu einer wabernden Masse.

Die Laken verselbstständigen sich, schlingen sich um unsere Beine, werden zu Teilen unserer “kranken” und “krakigen” Körper. Passivität und Aktivität verschieben sich in ihren Bedeutungen. Wir schauen in ein Zimmer, 21,3°C, wir sind in dem Zimmer. Wir schauen uns um. In der gemeinsam ausgehalteten Stille werden die Körper der anderen zu aktiven Teilen einer filmischen Performance. Wir schweifen gemeinsam in Erinnerungen. Wir schauen aus dem Zimmerfenster bei 21,3°C. Wir changieren zwischen dem Bild und Sound auf der Leinwand und dem auf den Matratzen liegenden Körperhaufen umher.

Wieviel Zeit ist vergangen? Wo bin ich? Wo war ich? Eine besondere kollektive Situation entstand, in der wir gemeinsam alleine, nah und fern, an- und abwesend zugleich sein konnten.

Driften als ein Zwischenzustand. Zeit, die verfliegt und im Flug sanfte Linien zwischen unseren Körpern zieht und an ihnen Spuren hinterlässt. Linien, die unsere Blicke führen, aufbrechen und zwischen unseren Körpern verlaufen. Erinnerungslinien, Bilder, Farben, Wörter und Sätze, Geräusche und Töne. Linien, die sich kreuzen und darin Zwischenräume eröffnen, in denen Übertragungen von einem ins andere Medium, von einer Farbe in die andere stattfinden können.

Forever Now – Filmvermittlung
Viva/VideoVagina* – Filmvermittlung